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AutorenbildFilomena Montanaro

Im Angesicht des Lebens


Wie begegnest Du dem Leben? Suchst Du einen regen Austausch mit Menschen oder ziehst Du es vor, alleine in deine Gedankenwelt zu reisen oder unterwegs zu sein?

Jede Entscheidung ist nachvollziehbar und gerechtfertigt.

Das Wesentliche ist jedoch, dass wir nie vergessen, dass uns beide Möglichkeiten offenstehen. Es ist eine Wahl, die wir treffen dürfen und wir haben immer die Freiheit, eine Entscheidung auch wieder rückgängig zu machen.

In diesem Wechselspiel von Aufbruch und Rückzug zeigt sich die Lebendigkeit und die Vielfältigkeit des Lebens.

Leider kann es passieren, dass wir an irgendeinem Punkt in unserem Leben eine absolute Entscheidung fällen, die uns in unserer Entscheidungsfreiheit einschränkt.

Nach einer persönlichen Enttäuschung entscheiden wir uns zum Beispiel, von jetzt an, Menschen auf sicherer Distanz zu halten und uns nicht mehr emotional stark einzubringen. Wir empfinden Nähe als bedrohlich und meiden daher eine Bindung zu Menschen.

Umgekehrt kann es auch passieren, dass man im Leben eine Phase erlebt, in der man auf sich selber zurückgeworfen wurde und keine Ansprechsperson hatte, obwohl man es sich sehnlichst gewünscht hätte. Dieses Gefühl empfand man als so schrecklich, dass man beschliesst, immer die Nähe und den Austausch mit anderen Menschen zu suchen. Man entscheidet sich, dass man in Zukunft alles machen wird, um dieses Gefühl der Zugehörigkeit nicht mehr zu verlieren.

Beide Reaktionen sind menschlich und ich denke, die meisten Menschen können sich in diese Situationen hineinfühlen. Leider ist es so, dass diese absoluten Entscheidungen, nur eine Scheinsicherheit vortäuschen und uns in Wahrheit in ein Leben hineinmanövrieren, das fade ist.

Man kann einen Fluss zwar begradigen und ihn in eine klare Richtung zwingen, aber er wird an Schönheit einbüssen. Das Gleiche geschieht mit unserem Leben, wenn wir uns zwingen, nur in eine Richtung zu leben. Wenn wir entscheiden, nie mehr Nähe zuzulassen oder nie mehr allein sein zu wollen, begradigen wir auch einen Fluss, und zwar unseren Fluss der Lebendigkeit und Freude. Das Leben wird statisch und nicht mehr verspielt und vielfältig, wie es ursprünglich war. Es geht auch ein Teil unserer Kraft und Selbstbestimmung verloren, da wir vor einer alten Entscheidung kapitulieren und uns nie mehr fragen, ob sie eigentlich noch Sinn macht. Die Entscheidung lebt unser Leben und wir gehorchen ihr. Dies ist ein hoher Preis, den man bezahlen muss.

Obwohl das ursprüngliche Ereignis, das diesen Entscheid nach sich gezogen hat, vielleicht nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, der Entscheid ist jederzeit veränderbar.

Die Frage, die man sich daher stellen darf, ist diejenige: Welche absoluten Entscheidungen habe ich gefällt, die meinen Lebensfluss einengen?

Erlaube Dir, Deine eigene Meinung zu ändern und vertraue darauf, dass der Lebensfluss Dich tragen wird.

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